Barrierefreie Erklärvideos: Darauf müssen Sie achten

Erklärvideos sind ein bewährtes Mittel, um komplexe Themen einfach zu erklären. Doch leider sind sie nicht für alle Menschen gleich zugänglich. Barrierefreie Erklärvideos leisten nicht nur einen wertvollen Beitrag zu einer inklusiveren Gesellschaft, sondern erschließen Ihnen nebenbei auch noch neue Zielgruppen.

In diesem Artikel erklären wir, wer von barrierefreien Erklärvideos profitiert und worauf es bei der Umsetzung ankommt!

Ein junger Mann benutzt sein Smartphone im Bus.
Untertitel sind nicht nur für mobile Nutzer ein Segen, sondern auch für ihre Mitfahrer!

Wer braucht eigentlich barrierefreie Erklärvideos?

Barrierefreie Videos richten sich vor allem an drei Personengruppen: Blinde und Sehgeschädigte, Gehörlose und Hörgeschädigte und Personen mit kognitiven Einschränkungen. Sie alle können bei einem handelsüblichen Video Schwierigkeiten haben, den Inhalten zu folgen, und freuen sich daher über entsprechende Anpassungen.

Doch was viele vergessen: Auch Personen ohne Einschränkungen profitieren von barrierefreien Videos! Untertitel zum Beispiel sind nicht nur für Gehörlose attraktiv, sondern auch für alle, die gerade unterwegs sind oder aus anderen Gründen den Ton nicht einschalten können.

Doch worauf müssen Sie bei der barrierefreien Umsetzung achten? Darauf wollen wir jetzt genauer eingehen.

Barrierefreie Erklärvideos für Blinde und Sehgeschädigte: Audiodeskriptionen und Kontraste

Blinde und Sehgeschädigte können nicht sehen, was im Video passiert, und müssen sich den Inhalt aus dem Sprechertext erschließen. Doch meistens funktioniert das nicht ohne Weiteres. Schließen Sie einmal die Augen und testen Sie es selbst! Sie werden feststellen, dass die Inhalte des Videos oft erst im Zusammenspiel mit den visuellen Elementen wirklich verständlich werden.

Um das Video für Menschen mit Sehbehinderungen barrierefrei zu machen, gibt es mehrere Möglichkeiten, die Sie am besten kombinieren:

  • Klare und kontrastreiche Farben machen es leichter, die Elemente in Ihrem Video zu unterscheiden. Vermeiden Sie also zarte Pastellfarben und trauen Sie sich ruhig, kräftigere Farben zu nutzen!
  • Klare und simple Strukturen lassen sich für Menschen mit geringer Sehstärke einfacher erfassen. Verzichten Sie daher auf unnötige Elemente und halten Sie insbesondere Schaubilder möglichst minimalistisch.
  • Eine Audiodeskription ist für blinde Videonutzer das mit Abstand wertvollste Hilfsmittel. Sie beschreibt das Geschehen auf dem Bildschirm und gibt ihnen damit die Informationen, die ihnen ansonsten entgehen würden. Dabei gibt es jedoch zwei Dinge zu beachten:
    • Je weniger Elemente Sie beschreiben müssen, umso übersichtlicher fällt auch die Audiodeskription aus. Hier zeigt sich nochmals, wie wichtig eine minimalistische Gestaltung ist!
    • Da die Audiodeskription im Wechsel mit dem eigentlichen Sprechertext erfolgt, müssen Sie entsprechende Pausen einplanen. Aus diesem Grund kann es manchmal schwierig sein, nachträglich eine Audiodeskription in ein bereits bestehendes Video einzubinden.

Barrierefreie Erklärvideos für Hörgeschädigte und Gehörlose: Die Macht der Untertitel

Gehörlose und Hörgeschädigte haben genau das gegensätzliche Problem beim Videokonsum: Sie sehen zwar die Bilder, doch ihnen fehlen die Erklärungen dazu. Um dieses Problem zu lösen, gibt es gleich drei Möglichkeiten: 

  • Untertitel: Das Integrieren von Untertiteln ist ein einfacher Weg, um für mehr Barrierefreiheit zu sorgen. Einige Plattformen wie YouTube können mittlerweile sogar automatisch Untertitel generieren – deren Qualität und Timing lassen allerdings oft zu wünschen übrig. Besser ist es, die Untertitel von vornherein in das Video zu integrieren! So können Sie für korrekte Untertitel garantieren und im Zweifelsfall gleich noch welche in anderen Sprachen ergänzen.
  • Transkripte: Alternativ zu Untertiteln können Sie auch ein Transkript zur Verfügung zu stellen, damit sich Interessierte den Text einfach durchlesen können. Das ist vor allem dann interessant, wenn bereits bestehende Videos barrierefrei gemacht werden sollen und Untertitel nicht möglich sind. Solch ein Transkript kann übrigens auch für Blinde und Sehgeschädigte interessant sein, wenn es per Screenreader auslesbar ist!
  • Dolmetscher in Gebärdensprache: Insbesondere bei Realfilmen und Interviews können statt Untertiteln auch Dolmetscher eingesetzt werden, die den Text in Gebärdensprache übersetzen. Aber auch Animationsfilme können so barrierefrei gemacht werden.
Ein Mädchen mit Down-.Syndrom sitzt mit ihrem Laptop und Kopfhörern auf der Couch.
Menschen mit kognitiven Einschränkungen profitieren von Erklärvideos mit einfacher Sprache und viel Struktur .

Erklärvideos für Menschen mit kognitiven Einschränkungen: Struktur ist alles!

Menschen mit kognitiven Einschränkungen haben manchmal Schwierigkeiten mit der hohen Informationsdichte von Erklärvideos. Ihnen fällt schwer, den vielen Informationen, die visuell und akustisch auf sie einregnen, zu folgen.

Für eine barrierefreie Umsetzung reichen aber schon wenige Maßnahmen:

  • Eine besonders übersichtliche Gestaltung, ähnlich wie in Videos für Sehbehinderte. Je weniger Elemente zu sehen sind, umso leichter fällt auch die Orientierung für Menschen mit kognitiven Einschränkungen.
  • Lassen Sie sich Zeit für Ihre Erklärungen! Wir wissen, dass Erklärvideos kompakt sein sollen. Doch hier sollten Sie Ihren Zuschauern ein wenig mehr Zeit geben, die einzelnen Inhalte zu verarbeiten, bevor Sie zum nächsten Punkt schreiten.
  • Bleiben Sie beim Thema und vermeiden Sie inhaltliche Exkurse, die nichts zum eigentlichen Thema beitragen.
  • Verwenden Sie eine einfache Sprache, der die Zuschauer leicht folgen können. Vermeiden Sie Fachbegriffe, wo es geht. Es wurde eine eigene Leichte Sprache für Menschen mit kognitiven Einschränkungen entwickelt.

Fazit: Etwas Aufwand mit großer Wirkung!

Mit barrierefreien Erklärvideos leisten Sie einen wichtigen Beitrag dazu, Informationen für alle Mitglieder unserer Gesellschaft verfügbar zu machen. Dafür müssen Sie allerdings auf eine Reihe von Faktoren achten, die sich je nach Gruppe unterscheiden – vom Untertitel über die Sprache bis hin zur Audiotranskription.

Nicht alle dieser Maßnahmen lassen sich ohne Weiteres nachträglich umsetzen. Am besten ist es deshalb, wenn Sie Ihre Erklärvideos schon vom ersten Skript an mit Blick auf die Barrierefreiheit planen – im Zweifelsfall mit der Hilfe eines professionellen Videounternehmens wie Verklickern, das Ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht. Wir haben barrierefreie Erklärvideos für die verschiedensten Gruppen erstellt und stellen Ihnen unsere Erfahrung gerne zur Verfügung!

Weiterführende Informationen

 

Sie wollen Ihr barrierefreies Erklärvideo auf Ihrer Website einbinden? Die Aktion Mensch hat ein eigenes Videoplayer-Plugin für barrierefreie Videos entwickelt.

Sie wollen generell mehr über digitale Barrierefreiheit erfahren? Bei der Bundesfachstelle Barrierefreiheit finden Sie weiterführende Informationen rund um Barrierefreiheit in der Informationstechnik.

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